(10.11.12) Die Stimme von Josef Zitzmann wird immer dünner, wenn er von den tragischen Erlebnissen am 22. April 1945 erzählt. Er war damals 15 Jahre alt, wohnte in Bittenbrunn in der heutigen Gemeinde Ursensollen, als die Amerikaner vorrückten: „Es gab bei Reinbrunn eine SS-Einheit, vermutlich aus Holland. Diese Narren wollten die Amerikaner aufhalten und schossen über das Dorf auf die Soldaten. Die Amerikaner wussten nicht, wo der Beschuss herkommt und dachten, dass aus dem Dorf geschossen wird. Sie haben zurückgeschossen. Sie trafen einen Mann, der gerade seinen kleinen Sohn in Sicherheit bringen wollte. Ich war dabei, als wir versucht haben, ihn zu retten. Ich könnte heute noch weinen“. Zitzmann bricht ab, mit feuchten Augen.
Es ist eine tragische Geschichte, wie es viele rund um das Kriegsende im Landkreis Amberg-Sulzbach gibt. Der Heimat- und Kulturverein Köfering um seinen Vorsitzenden Josef Vogl wollte bei seinem Heimatabend im Gasthaus Grasser vor allem der Jugend vermitteln, wie es damals rund um Köfering war. Moderator Simon Schmaußer von OTV ermutigte daher auch die rund 40 Besucher, von ihren Erlebnissen zu erzählen. So wusste Agnes Opeldus, dass es beim Kriegsende auch zu Plünderungen kam: „Die US-Soldaten wollten Lebensmittel. Unter anderem Eier, die haben ihnen wohl besonders gut geschmeckt.“ Anneliese Seidl (Jahrgang 1941) konnte berichten, dass die Amerikaner damals einen großen Schutthaufen angelegt hatten. „Dort fanden wir noch brauchbare Keks- und Fleischkonserven und auch Orangen. Das war das erste Mal, dass ich Orangen gegessen habe.“ Poppenrichts Ortsheimatpfleger Hans Prem (Jahrgang 1943) hatte nach dem Krieg in Köfering gelernt und wusste, dass sich die Wirtin im Gasthaus Grasser damals sehr aufgeregt hatte, weil die US-Soldaten in ihrem Wirtshaus ihre Füße auf den Tisch legten.
So ergänzten beim Heimatabend die lustigen Geschichten die ernsten Nachkriegserlebnisse. Kreisheimatpfleger Dieter Dörner zeigte einige Male sein profundes Wissen um diese Zeit und half hier und da mit einer Jahreszahl aus. Ursensollens Ortsheimatpfleger Josef Schmaußer erläuterte, warum in Bayern die Amerikaner als Besatzungsmacht waren und dass es mit einer anderen Wendung der Geschichte auch die Russen hätten sein können. Das Schlusswort gehörte aber Josef Schönberger. Er richtete es an die jungen Besucher des Heimatabends: „Wir hatten noch nie eine so lange Zeitspanne in der Geschichte, in der Frieden herrschte. Diese Geschichten sollen eine Mahnung an alle jungen Menschen sein, diesen Frieden zu erhalten.“
Den Artikel dazu der Amberger Zeitung findet ihr hier.