(15.10.12) Das dritte Oktoberwochenende naht – die Allerweltskirchweih steht vor der Tür. Ein Grund, um nachzufragen, wie es um die Kirwakultur im Kreis Amberg-Sulzbach bestellt ist. Die mehr als 120 Kirchweihfeste zwischen April und November sind ein bayernweites Alleinstellungsmerkmal für den Landkreis. Unsere Zeitung sprach mit Sepp Vogl (31), Kirwa-Matador aus Köfering, über die Entwicklung der traditionellen Dorfkirwan und die großen Zeltfest in der Region. Bald ist Allerweltskirwa. Feiert mittlerweile wirklich alle Welt Kirwa oder ist der Höhepunkt der Kirwa-Welle überschritten? Vogl: Der Kirwa-Boom geht wieder zurück und das ist gut so. Es wird der Bodensatz an Freunden der Kirwan übrigbleiben, die es immer gab und aus denen dieser Hype ja auch ent- standen ist. Die Jugendlichen, die auf den Zug aufgesprungen sind, sich aber nur wegballern wollen, werden sich andere Modeerscheinungen su- chen müssen. Etliche Kirwagemeinschaften ha- ben beschlossen, einen Gang zu- rückzuschalten.Wieso? Vogl: Das liegt auch daran, dass die Wirtschaftlichkeit stark ins Wanken geraten ist. Köfering zahlt mittlerweile einen stattlichen vierstelligen Betrag, um Sicherheitsdienste zu engagieren. Das führt dazu, dass wir darüber diskutieren, den Barbetrieb teilweise einzustellen, damit wir keinen Sicherheitsdienst bezahlen müssen. Unabhängig vom wirtschaftlichen Gedanken bin ich der Meinung, dass größer nicht gleich besser ist. Es gibt doch nichts Schöneres als ein Dorffest, das überschaubar ist. Klappen die verschärften Jugendschutzkontrollen in den Bierzelten? Vogl: Ich kann nicht für alle Kirwan sprechen. Aber im Großen und Ganzen muss ich sagen: Ja, sie klappen. Die Kontrollen sind absolut notwendig. Die Personen, die damit vergällt werden, suchen sich jetzt eben wieder was anderes. Eine Disko, einen Keller, einen Spielplatz. Auch Köfering will eher wieder zurück zu den Wurzeln. Was ist 2013 geplant? Vogl: Wir wollen Schritt für Schritt wieder zurück zu einer Kirwa wie sie früher war – ganz früher. Das Wirtshaus dazu haben wir leider noch nicht, aber vielleicht entwickelt sich da langfristig etwas. Wir wollen am Kirwasonntag den ganzen Tag feinste Volksmusik zum Tanz. Dazu haben wir den Niederbayerischen Musikantenstammtisch engagiert. Warum ausgerechnet Niederbayern? Gibts in der Oberpfalz keine gscheitenMusikanten? Vogl: Ganz im Gegenteil, wahrscheinlich bessere! Darum spielen auch Leute aus unserer Gegend beim Niederbayerischen Musikantenstammtisch mit. Schon seit Jahren besteht der Kontakt zu Wastl Meier aus Stockau, der in der Gruppe Te- norhorn spielt. Was ist das besondere an dieser Musik? Vogl: Sie ist nicht verwässert durch die „Rockvolksmusiklieder“ die man von den sogenannten Kirwabands hört. Es ist der typische Dreher oder Zwiefache, den man schon vor hundert Jahren am Tanzboden gehört hat. Uns geht es darum, diese traditionelle Musik wieder in unsere Köpfe zu holen. Geht es den Kirwaburschen und – moidln wirklich noch um das Brauchtum, oder ist das Ganze ein- fach nur eine Party von vielen? Vogl: Ich kann da nur für uns sprechen. Wir passen da schon auf, dass das nicht so ist.Wir wollen keine Entwicklung hin von bis zu 40 Kirwapaaren.Wir lassen nur 20 Paare zu. Dafür schauen wir, dass die, die mitma- chen, offen sind für Tradition und Brauchtum. EinWort zur Kleidung:Was könnte man tun, um die authentische Oberpfälzer Tracht bei den Kirwan zu fördern? Vogl: Das Problem sind halt diese Tourismus-Artikel, die als Tracht ver-kauft werden. Hier muss noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden. Die Kirwan liefern schon mal gute Ansatzpunkte.