Ab 1882 exerzierte hier das 6. Chevauleger-Regiment (Kavallerieverband der bayerischen Armee). Später wurde das Gelände als Militärflugplatz genutzt. Bei den Soldaten war es als „Amberg im Dreck“ verschrien – aufgrund des lehmigen Bodens. All dies und noch mehr war Thema einer Winterwanderung. Amberg-Sulzbach. Die Tour führte durch den Naturpark Hirschwald, von Köfering nach Erlheim. Rund 70 Teilnehmer wanderten mit Ursensollens Heimatpfleger Josef Schmaußer. Dazu eingeladen hatten der Naturpark Hirschwald und der Heimatund Kulturverein (HKV) Köfering, die damit eine schon länger geplante Zusammenarbeit in die Tat umsetzten. Der Ausgangspunkt, die Ortsmitte Köferings, vereint Projekte des Naturparks und des HKV – Kunstwanderstation und Brotbackofen. Nach der Begrüßung durch HKV-Vorsitzenden Josef Vogl und Naturpark-Geschäftsführerin Isabel Lautenschlager gab Schmaußer Einblick in die Geschichte Köferings, das 2016 seine Ersterwähnung vor 650 Jahren gefeiert hat. Erste Station der zweieinhalbstündigen Tour war die Köferinger Heide, einst Exerzierplatz des 6. Chevauleger-Regiment und dann Militärflugplatz. Lautenschlager berichtete, dass 1925 von hier aus Deutschlands erste Schädlingsbekämpfung aus der Luft stattgefunden habe: Damals sei ein arsenhaltiges Mittel von einem Flugzeug aus über dem Hirschwald versprüht worden, wo der Kiefernspanner wütete. Auf dem Schweppermann-Radweg, der größtenteils dem Lauf der ehemaligen Lokalbahn Amberg–Lauterhofen folgt, marschierte die Gruppe ins Haager Tal – zum restaurierten Baumbild für die 1881 bei einem Sturm ums Leben gekommene Gewehrfabrikarbeiter- Gattin Violanda Lang. Auf dem Totenweg (Köfering gehörte bis 1855 zur Pfarrei Hohenkemnath) ging es unter der A6 hindurch. Um den Hirschwald als großes ehemals kurfürstliches Waldgebiet ranken sich viele unheimliche Geschichten. Schmaußer berichtete von tatsächlichenMorden, aber auch vonwunderlichen Sagen. An eine erinnert die Felsengruppe „Dürrer Wirt“ – hier soll ein Gasthaus gestanden haben, dessen Wirt die Leute vom Kirchgang abzuhalten versuchte und sie nach dem Motto „Hundert Daumen sind auch eine Maß“ beim Einschenken betrog. Die gut fünf Kilometer lange Tour deckte viele Aspekte der Naturpark- Landschaft ab: weite Ausblicke über schneebedeckte Felder bis zum Mariahilfberg in Amberg, stille Waldwege, bizarre Felsen, die für den Jura charakteristischen Trockentäler und waldbedeckte Höhen. Zum Abschluss kehrten alle in Erlheim ein.
Mordgeschichten
Die Hirschwald-Wanderer erfuhren auch, dass 1869 ein Jude aus Schnaittenbach von einem Hohenburger Schmiedegesellen ermordet und ausgeraubt wurde. Der Mörder soll sich dann in der Nähe der Wanderroute in einer kleinen Karsthöhle, Judenhöhle genannt, versteckt haben. Er wurde aber ebenso festgenommen, zum Tode verurteilt und in Amberg hingerichtet wie ein Bauer aus Ursensollen, der 1922 im Erlheimer Tal eine Eierhändlerin erdrosselte, weil sie ihm öffentlich vorgeworfen hatte, ihreTochter geschwängert zu haben. Hannelore Zapf, Stadträtin aus Amberg, berichtete an dieser Stelle über ihre Forschungen zur Fronfeste, des ehemaligen Gefängnisses in Amberg, und wie die ab 1864 nicht mehr öffentlichen Hinrichtungen im dortigen Hof abliefen. Kurz vor Erlheim machte Schmaußer auf einen Stein aufmerksam, der eine alte Grenze zwischen der Amberger Stadtkammer- Waldung und der Spitalstiftung bezeugt. Der Sage nach wurde hier ein Bauer reich belohnt, weil er eine Kröte vor dem Tod bewahrt hatte. Durch dieses Erlheimer Trockental, in dem vor 300 Jahren ein Bach verlief, ziehen sich jetzt noch mehrere Heckenreihen: Lautenschlager nutzte sie für ein kurzes Plädoyer für vielfältige Landschaftsstrukturen, die für den Naturpark Hirschwald charakteristisch sind.

Quelle: Amberger Zeitung 03.02.2017

http://www.mittelbayerische.de/region/amberg/gemeinden/kuemmersbruck/70-fussgaenger-erkunden-den-hirschwald-20900-art1481885.html