CBI_4542-2(09.04.16) Heimatkunde erzeugt größtes Interesse

Trotz des bis auf den letzten Platz befüllten Vereinsheim des Heimat- und Kulturverein Köferings war es zeitweise so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Präsident Josef Vogl war bereits in seiner Begrüßung überrascht, dass dieses Thema nicht nur die „ältere“ Generation interessiert. 20 junge Mädchen und Burschen interessierten sich an diesem Abend, wo ihre Wurzeln liegen und wie ihre Heimat Köfering vor mehr als hundert Jahren ausgesehen hat.

Zu Beginn begrüßte Josef Vogl neben zahlreichen Dorfbewohnern die Experten und Heimatpfleger Hans Prem (Lehrling am Fuaßbauernhof), Dieter Dörner und Josef Schmaußer. Im Vorfeld wurden bereits vom Verein alte Dorfbewohner befragt, welche Hausnamen heute noch bekannt und wem zugeordnet werden können.

Spendenübergabe

Nach der Begrüßung sagte Josef Vogl zunächst Danke für die hervorragende und andauernde Zusammenarbeit mit dem Bibelgartenteam Köfering. Es erfolgte eine Spendenübergabe in Höhe von 300€. Die Frauen des Bibelgartenteam übernehmen oft die Bewirtung in Verbindung mit Kaffee und Kuchen. Marianne Gutwein freute sich über den Betrag und gab an, dass der Betrag gerade jetzt im Frühjahr gut verwendet werden kann.

Nachlass Johann Riedl

Zufällig im Internet auf facebook tauchte vor Wochen eine Ansicht des Lebensmittelgeschäfts Baumer von 1961 auf. Daraufhin erforschte der Köferinger Verein die Quelle und fand 2 weitere wunderschöne Hofansichten aus 1961. Spontan wurden die Ansichten auf Leinen gezogen und den Hofeigentümern zur Verfügung gestellt. So wurde bereits zu Beginn des Abends an Schmie, an Gumbauern und an Schneinder ein Geschenk gemacht und man näherte sich mit den Hofansichten dem Thema Hausnamen.

Dieter Dörner führte im Anschluss theoretisch aber sehr interessant in das Thema ein. „Hausnamen dienten früher ganz einfach zur Orientierung und der Zuordnung – „ähnlich wie die Hausnummern heute“. Bei den Hausnamen gibt es Differenzierungen zu beachten. So können sich Hausnamen auf einen Spitznamen, Eigenschaften, Nachnamen, Anwesen, Ort/Platz oder den Beruf beziehen. Manchmal gibt es Kombinationen der Namen wie z.B. dem Wirtsmeier. Um 1820 bis 1850 kam es in der Oberpfalz zum schriftlichen Festhalten dieser Namen in Urkataster bzw. Urkunden. Hierbei kam es zu Schreibfehlern und Übersetzungsfehlern. Ein typischer Übersetzungsfehler von Pfälzern sei der eigentliche Lehmgrubenweg in Amberg, der seitdem mit Liebengrabenweg geführt wird. Die Pfälzer waren damals eben auch nicht gänzlich dem oberpfälzer Dialekt gewachsen. Im Anschluss ging Herr Dörner noch auf das angedachte Leader Projekt der Hausnamen ein. An dem landkreisübergreifenden Projekt möchte sich Köfering gerne beteiligen.

Mit einer Dorfansicht von 1900, worauf die alte Miartlbäuerin in Front etwa auf Höhe des heutigen Ofenbau Dricks zu sehen ist näherten sich die etwa 80 Gäste dem Thema Hausnamen. Es erfolgte eine Zuordnung der Gebäude und man erkannte schnell, dass eine Seite der heutigen Waldhausstr. nahezu unbebaut war.

Josef Schmaußer war dann kurz vor der eigentlichen Arbeit der zuverlässige Zulieferer interessanter Daten. Josef Schmaußer lieferte zur Diskussion das Urkataster aus 1838 mit 20 Gebäuden in Köfering. Auch wurden dazu die damaligen Hausnamen und die Besitzer genannt. Bayern war das erste Land in Europa, welches genau vermessen wurde. Ab 1811 wurden Hausnummern eingeführt. Als Hohenkemnather konnte Josef Schmaußer viel Geschichtliches beitragen, da Köfering kirchlich damals zu Hohenkemnath gehörte.  Aufgabe der Besucher war es nun, die Hausnamen zuzuordnen, Veränderungen der Besitzer und evtl. Hausnamen zu dokumetieren.

In den folgenden 2 Stunden wurde über die ersten 20 Anwesen diskutiert, gestaunt und viel Neues erläutert. So sind da Fuaßbauer und da Zimmerhansel die einzigen Höfe die seit 1838 auch namentlich nicht die Eigentümer gewechselt haben. Viele Höfe wie da Schmiebauer, Kutz oder Neibauer waren anderen Höfen zum Opfer gefallen. Andere Höfe jedoch auch gespalten wurden wie da Miartlbauer, da Kohlmacher und da Grill, so enstanden Eimer Walle, Högl Haus, der Meier Hof (Peter) oder da Hirsch Nickl. Neben dem einzigen Forsthaus an der Stelle des Anwesen Fertsch Siegfried und dem Hiadheisl (heute Anwesen Meiler Willibald) waren detallierte Erkenntnisse des heutigen Pferde Meier über seinen ehem. „Biener“-Hof an der Stelle des ehem. Misthaufen des Baler (Schmalzl) Anwesens. 1972 wurde der Hof erst verkauft und ist heute als Solcher nicht mehr ersichtlich. Früher hatte der Hof den Namen „Neubauer“ was jedoch von einem Besitzernamen kommt und nicht vom neuen Bauer. Der Pirzer Hof hat später diesen Hausnamen mit übernommen, da er von diesem Hof abstammt.

Der Heimat- und Kulturverein will die Ergebnisse zusammen fassen, dokumentieren und den Höfen zur Verfügung stellen. Dies kann aber noch bis Herbst dauern. Josef Vogl war sich sicher dass die Ergebnisse weiter verfeinert werden sollten. So war unklar wo die Familie Meier überhaupt herkommt etc. Weitere Erkenntnisse über andere Höfe (Fertsch, Schnellinger oder Schmalzl) sollen noch gesammelt werden. 2017 und 2018 will sich der HKV dem Thema bis hin zu einer Fotochronik immer mehr annehmen.

Josef Vogl und Josef Schmaußer rufen auf, dass sich jeder einzelnen mehr mit seinen Wurzeln beschäftigen sollte. „Wo ist meine Heimat, wo komme ich her ist eine spannende Frage“ die wir gerne das nächste Mal gemeinsam erkunden schloß Josef Vogl den gelungenen Abend.

Bericht AZ

Bericht MZ

Vorbericht MZ