Bei einem Waldspaziergang im Landkreis Amberg-Sulzbach gibt Experte Herbert Baumanis Einblick in das spannende Thema Pilze. Er erklärt an Beispiel-Exemplaren, wo Vorsicht geboten ist. Und warnt dabei vor Pilz-Apps. Pilzseminardesheimat-und Kulturvereins war ein toller Erfolg

Herbert Baumanis ist gefühlt schon „seit ewig und drei Tagen“ Hobbymykologe, sprich Pilzsachverständiger der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM), und zudem oft helfend für Giftnotrufzentralen und Krankenhäuser im Einsatz. Dort hofft er dann immer, dass „kein Knolli gegessen“ wurde. Die fast liebevolle Abkürzung hat es in sich: Das Gift des grünen Knollenblätterpilzes zerstört Leberzellen.

Über drei Stunden lang führt Baumanis bei Köfering (Landkreis Amberg-Sulzbach) eine recht große Gruppe in die „Geheimnisse des Waldes“ ein. Nach einer Stunde „Pilze finden“ treffen sich alle wohlbehalten an der Waldschänke wieder. Dort gilt es, die Funde in grobe Pilzgruppen einzuteilen und den engagierten Ausführungen Baumanis‘ zu lauschen, der auch viele Fragen kompetent beantwortet. Über hundert Sorten hatten bereits seine Kollegen Stephan Renker und Joachim Fischer einsortiert und mit Namensschildern versehen.

Anschaulich, überzeugend und genau geht Baumanis gleich auf seinen „Lieblingsfeind“ ein – den grünen Knollenblätterpilz. Schon eine Menge von 30 Gramm des gut riechenden und wohlschmeckenden Pilzes würde reichen, um nach zwölf Stunden die Leberzellen zu zerstören. „Bösartiges, brutales Erbrechen“ sei dann die Folge des fast immer tödlichen Zellgiftes, wogegen es so gut wie kein Gegenmittel gebe. Auch vor dem Kahlen Krempling, dem Spitzgebuckelten Rauhkopf und dem Risspilz warnt der Experte.

Die meisten Pilze aber sind laut Baumanis ungefährlich – wenngleich viele ungenießbar seien. Zu den essbaren zählten zum Beispiel diejenigen, die orangefarbene Milch absondern, wenn man sie anschneidet. Baumanis zeigt auch den Klebrigen Hörnling, den Semmelstoppelpilz, den Kupferroten Gelbfuß, den Grauen Wulstling, die Krause Glucke, den Maronenröhrling, den Perlpilz, den Ockertäubling, den Rotfußröhrling und manche Pilze mehr.

Die 250 Arten der Täublinge allerdings sieht er nicht als „Anfängerpilze“: Da muss man schon „genau hinschauen“, da viele davon bitter und ungenießbar seien. Grundsätzlich gebe es aber keinen Pilz, der durch Kontakt vergiften könne. So dürfe man – aber nur bei Täublingen! – auch schon meist durch Probieren und Ausspucken einige aussortieren. Dabei warnt der Experte vor Pilz-Apps, welche zu ungenau und deshalb verhängnisvoll sein können. Und neonfarbige Pilze warnten eigentlich auch schon den nicht ganz unbedarften Sammler. Seine Empfehlung zur Pilzbestimmung ist auch: „Werfen sie Ihre veralteten, ungenauen Pilzbücher nicht weg, sondern nehmen Sie diese als Bilderbuch gerne zur Hand.“ Noch besser informiere man sich über das BLV-Buch „1.200 Pilze“ oder im „Grundkurs Pilzbestimmung“ von Dr. Rita Lüder.

Richtig gefährlich seien die den essbaren recht ähnlichen Schwammerl, schärft der Experte den Teilnehmern ein. Er zeigt dazu, dass der falsche, bittere Steinpilz immer einen rosa Schwamm hat und ein dunkles Netz auf weißem Grund – im Gegensatz zum echten Steinpilz. Letzterer, obwohl so beliebt, gehöre gar nicht zu seinen „Top 5“, verrät Baumanis. Seine Favoriten sind der Flockenstielige Hexenröhrling, der Kiefernreizker, die Eierschwammerl, der Parasol und im Frühjahr die Morcheln.

Auch Raritäten gibt es zu bestaunen, wie Färbe-, Baum-, Maler- oder Polsterpilze und sogar wertvolle Heilpilze wie den Chaga, den Schiefer-Schillerporling oder die Schmetterlingstraumete. Auch der Zunderschwamm und der Birkenporling, die beiden „Ötzischwammerl“, gehören dazu. Angesprochen auf die Namensgebung der Pilze, weiß Baumanis, dass zum Beispiel der Hallimasch seinen Namen von „Höll im Arsch“ bekommen habe. Baumanis empfiehlt, diesen Pilz wirklich nur sehr gut durchgebraten zu verzehren.

Als kleines „Highlight“ zeigt er noch den Gemeinen Schwefelporling, der gelegentlich auch in Parks vorkomme. In der Pfanne gebraten schmecke der wie Hähnchen. Davon dürfen seine Zuhörer sogar kleinere Stücke mitnehmen. Sie erfahren auch noch, dass der in Büchern eher unbekannte Aniszähling und der Feuerschüppling schuld daran seien, dass sich Baumanis zu Lehrgängen über Mykologie angemeldet und letztendlich „Feuer gefangen“ habe. Froh ist er, dass durch die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl 1986 verteilte Cäsium nur minimal in den heimischen Pilzen vorhanden ist. Im Gegensatz zur Chamer Gegend sei der Amberger Raum da „mit einem blauen Auge“ davongekommen.

Bilder findet ihr hier